Die Wölfin folgte ihrem Pfad. Sie huschte lautlos; ihr graues Fell verschwamm in der Dämmerung. Diese gab ihr Deckung, als sie die Autoschlange entlang durch die Wüste schlich. Ihre Nase schnüffelte unentwegt am Boden. Sie blendete Dieseldämpfe und Auspuffwolken aus, um der schwachen Spur zu folgen. Der Spur aus Blut und Tod.
Wie einer lernte, dass Wasser fließt
Der Fischer Urashima Tarō ging eines Abends den Strand entlang nach Hause. Er genoß, wie die Wellen schaukelten und der Sonnenuntergang im Wasser glitzerte. Da sah er eine Gruppe von Kindern, die eine Schildkröte drangsalierten und vor sich hertrieben. „Hört sofort auf damit! „, rief er, sobald er in Hörweite kam. „Was willst du, alter Mann? Kümmere dich um deine Angelegenheiten“, kam es zurück.
Home Office 2021: Ein Dramolett in Doppelhaushälfte
Die zweite Home Office Welle überrollt uns. Angeblich sind wir es ja schon gewohnt. Für den Fall, dass dem doch nicht so ist, finden wir in You tube sicherlich ein paar Videos, die uns digital beraten, diese Zeit gut zu überstehen. 07. Januar 2021, 17.08 Uhr
Warum schneit es so wenig, Frau Holle?
Der Pfad zu Frau Holle erfordert Überwindung. Auch ich musste springen – vom Brunnenrand in unbekannte, schwarze Tiefe. Sie erklärte es mir: Wenn ich mich weigere, könne ich das Interview vergessen. Ihr Zuhause sei eben unten! Sie käme selten nach oben und wenn, dann hätte sie Besseres zu tun als mit Journalistinnen zu sprechen. Besonders im Winter. In den Rauhnächten weiß ich sowieso nicht, wo mir der Kopf steht. sagte sie. Mir blieb also nichts Anderes übrig: Ich bin ins […]
Als die Wildkatze Gesellschaft suchte
Im Norden von Simbabwe lebte einmal eine Wildkatze. Nachts schlich sie durchs Gehölz und jagte Mäuse und für untertags hatte sie ein bevorzugtes Sonnenplätzchen. Auf einem Stein neben einem Mahagonibaum sonnte sie sich und träumte, bis es wieder Zeit zu jagen war. Sie lebte also so wie Wildkatzen eben leben. Eines Tages aber, als sie wieder ihren Pelz in der Sonne wärmte, merkte sie, dass sie sich allein fühlte.
Was ein Obsidianspiegel vermag
Quetzalcoatl ist einer der mächtigsten Götter im Götteruniversum Mexikos. Er befiehlt sowohl der Klapperschlange wie auch dem Quetzalvogel; vereint Wind, Himmel und Erde in sich. Warum also sollte er nicht außergewöhnlich sein? Leben nicht die Götter wie auch Mensch und Tier von seiner Weisheit und Macht? Viele verehrten ihn und sonnten sich in seiner Gunst! Ihm stand wahrhaft die Aufmerksamkeit aller zu. Nun…
Die Hexen sind im Dorf
Niemand wusste, wann es angefangen hatte, aber alle waren sich einig: Die Töchter vom Ammer-Hof hatten kein gutes Wort füreinander. Wie Hexen bespukten sie sich mit Gift und Galle. Das war schon so, als sie Kinder waren, behaupteten die Tabernakelschwalben. Jene drei Frauen, die jeden Tag zum Beten in die Kirche kamen und nachher schwatzten:
Was ein Küchentisch erzählt: Carrie Mae Weems
Kennengelernt habe ich Carrie Mae Weems in Kuba; besser gesagt ihre Fotografien über Kuba. Damals ahnte ich nicht, dass es Bilder der bekanntesten US-amerikanischen Medienkünstlerin waren. „Familien-Schnappschüsse“, dachte ich; wunderte mich aber, dass mich die Bilder weiterhin beschäftigten. Wer Carrie Mae Weems begegnet, merkt nämlich schnell, dass die eigenen Entscheidungen womöglich einer Überprüfung bedürfen:
Aphrodite: Der „bösen Schwiegermutter“ das Wort
„Böse“, schimpfen sie mich. Ich sei das Urbild der missgünstigen Schwiegermutter. Eifersüchtig auf die Jugend, neidisch auf die Schönheit einer Sterblichen. ICH? Weil ein Mädchen namens Psyche den Menschen als betörend galt; diese es als neue Göttin ausriefen. Die Männer natürlich. Es hatte angeblich sogar welche gegeben, die Psyches Reinheit verherrlichten; ihr Blumen vor die Haustür streuten. Was wissen Menschen denn?
Frida Kahlo: Träume? Ich male meine Wirklichkeit
Frida Kahlo sei eine von ihnen. Das behauptete André Breton, Gründervater der surrealistischen Bewegung in Frankreich. Diese Strömung in der Malerei beschäftigte sich seit 1921 mit Unbewusstem, Fantastischem, Geträumten. Frida, davon war Breton überzeugt, male Träume. Seitdem haftet Frida Kahlo das von einem Europäer vergebene Etikett an: Kaum eine Surrealistinnen-Ausstellung, die sie nicht als Zugpferd benutzt.